Landesvermessung
Erneuerung der Liegenschaftskarte
Gabi Pöpsel
Tel.: 02921 30-2316
Geschäftszeichen: 60.03.0000-
Datum: 7. Mai 2009

 

HaptiMap-Workshop am 06. Mai 2009 im Soester Kreishaus

 

„Der Kreis Soest sucht Tester für Nutzerstudie“ – Diesem Aufruf waren zahlreiche Personen aus den unterschiedlichen Zielgruppen gefolgt. So nahmen jetzt 18 blinde und sehbehinderte Menschen, Menschen im Rollstuhl und Menschen über 60 am Workshop im Rahmen des EU-Projektes HaptiMap im Soester Kreishaus teil.


Nach der Eröffnung des Workshops durch Herrn Jörn Peters, Projektleiter beim Kreis Soest, begrüßte Kreisdirektor Dirk Lönnecke die Teilnehmer. Herr Lönnecke stellte die hohe Bedeutung des internationalen Projektes für unsere betroffenen Mitmenschen dar und bedankte sich bei den Teilnehmern für ihre freiwillige Mitarbeit und Unterstützung. Gleichzeitig verdeutlichte er die Erfordernisse und Wichtigkeit solcher Projekte für den Kreis Soest, die insbesondere einen großen Schritt in Richtung Barrierefreiheit bedeuten - und das für Jedermann.


„Wir bewegen uns auf internationalem Parkett und es ist beachtenswert, dass wir im Kreis Soest gleichzeitig mit Madrid, Paris, Lund und dem finnischen Nationalpark Nuuksio Nutzerstudien und Tests durchführen, deren Ergebnisse nachhaltig auf europäischer Ebene Beachtung finden und in weiterführende Programme und Studien einfließen.“


Frau Kirsten Rassmus-Gröhn von der koordinierenden Universität Lund in Schweden und Herr Ginger Claassen von der Siemens AG gehörten zu dem Leitungsteam des Workshops und übernahmen Präsentationen und unterstützten in der Durchführung des Tages.


Herr Claassen stellte den Teilnehmern die Inhalte des EU-Projekts HaptiMap vor. Anschließend wurden in einer Praxis bezogenen Einheit unterschiedliche, bereits vorhandene Navigationshilfen und -techniken von den Teilnehmern in Kleingruppen in den Straßen von Soest erprobt.


Ziel des HaptiMap-Projektes ist die barrierefreie Gestaltung von digitalem Kartenmaterial und ortsbezogenen Servicediensten, damit die körperlich beeinträchtigten Personengruppen in ihrer Mobilität unterstützt werden und sich besser mit angepassten Navigationshilfen im Alltag bewegen können. So wurden jetzt in diesem Workshop die Nutzeranforderungen an die Hilfsdienste und Geräte erarbeitet und als Rahmenbedingungen für die weiteren zu entwickelnden Arbeitspakete des Europäischen Projektes formuliert.


Durch die enge Zusammenarbeit mit nationalen, europäischen und internationalen Standardisierungsorganisationen wie z. B. DIN und ISO wird das Projekt die Anerkennung der entwickelten Standards und Erweiterungen bestehender Standards forcieren.


Die gewonnen Ergebnisse werden einerseits in wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht, andererseits von Industriepartnern weiter entwickelt und zur Marktreife geführt.


Die Teilnehmer nahmen an Interviews teil, um weitere Erkenntnisse über ihre Nutzung und die Erfahrungen mit bisher angebotenen Techniken zu erlangen. Sie erhielten Reisetagebücher, in die sie für die Dauer von zwei Wochen täglich kurz aufnehmen sollen, wie und wo sie unterwegs waren. Sie vermerken, welche Planungshilfsmittel sie verwendet haben, wie sie damit zu Recht kamen und ggf. auf welche Barrieren sie gestoßen sind.


Anschließender Höhepunkt der Veranstaltung war für alle Beteiligten der Designworkshop. Nach einer Einführung durch Frau Rassmuss-Gröhn machten sich die Teilnehmer daran, in Kleingruppen verschiedene Szenarien zu diskutieren.


Die Teilnehmer stellten sich vor, wie sie Reisen unternehmen, wie geplant und organisiert wird. Auch hier kamen wieder einige leidvolle Erfahrungen mit bisher zugänglichen Techniken zu Tage. So sind viele Navigationsgeräte zwar evtl. mit einem gut sichtbaren, kontrastreichen Display ausgestattet. Diese mögen sehbehinderte Menschen zwar noch auf den richtigen Weg führen, ein Blinder ist damit leider schnell am Ende seiner Reise.


Andererseits sind manche sprachlich gesteuerte Systeme teilweise nur schwer zu bedienen oder schlicht weg nicht finanzierbar. Die Geräte sollen auch so konzipiert sein, dass sie problemlos draußen verwendet werden können und z.B. auch vom Rollstuhlfahrer während der Fahrt bedient werden können.


Unterschiedlichste Materialien wurden verwendet, um die gewünschten Eigenschaften solch zukünftiger technischer Hilfsmittel deutlich zu machen. Im Ergebnis wurden beeindruckende Geräte gebastelt und präsentiert, die den Teilnehmern mit ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen.


Herr Peters beendete den Workshop nach einer abschließenden Feedback Runde, in der die Teilnehmer eine durchweg positive Resonanz zum durchgeführten Workshop gaben. Er bedankte sich für die tolle Leistung und Unterstützung der Teilnehmer und des HaptiMap Teams und lobte insbesondere die sehr guten Ergebnisse der Arbeitsgruppen.
Durch den Erfahrungsaustausch konnten viele Kontakte geknüpft werden, die auch im privaten Bereich fortgeführt werden sollen. Bei zukünftigen Workshops im Rahmen der HaptiMap-Projekte möchten sie jedenfalls gerne wieder teilnehmen.
Weitere Projektpartner aus HaptiMap sind die Stadt Lund, Finnish Geodetic Institute, CEA, OFFIS, Navteq, University of Glasgow, Queen’s University Belfast, BMT Group, Fundacion Robotiker und ONCE. Das Projekt wird im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms durch die EU gefördert.


Informationen zu HaptiMap erhalten Sie unter www.haptimap.org oder über die Internetseite des Kreises Soest unter www.nav4blind.de.